Wenn sich durch Harninkontinenz in der Pflege der Alltag ändert, bedeutet das für Sie als pflegende Angehörige oft: mehr Verantwortung und Organisation. Mit Wissen, kleinen Routinen und Unterstützung lässt sich vieles leichter machen: für Sie und die Person, die Sie versorgen.
Rund zehn Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Blasenschwäche. Viele sprechen aus Scham oder Unsicherheit nicht darüber. Auch bei pflegebedürftigen Personen hält die Blase oft nicht mehr richtig und Urin geht ungewollt ab. Besonders häufig tritt Harninkontinenz im Alter auf. Aber auch Menschen mit Schlaganfall, Demenz oder Parkinson sind betroffen. Nebenwirkungen von Medikamenten können ebenfalls eine Rolle spielen.
Als pflegende Angehörige merken Sie oft schnell: Harninkontinenz bei Pflegebedürftigen verändert vieles. Gewohnte Abläufe passen nicht mehr. Plötzlich müssen Sie lernen, Harndrang bei jemand anderem rechtzeitig zu erkennen und auf diese Bedürfnisse einzugehen. Ein guter Anlaufpunkt ist die Hausarztpraxis, um mögliche Ursachen abzuklären. Das macht das Miteinander im Pflegealltag manchmal schon etwas entspannter.
Am Anfang kann die Situation verunsichern. Meist übernehmen Sie (noch) mehr Aufgaben: Wechselkleidung bereitlegen, Toilettengänge planen, Cremes verwenden. Oft braucht es mehr Aufmerksamkeit für kleine Signale wie unruhiges Sitzen oder das Suchen nach der Toilette. Das kostet häufig Kraft und braucht Einfühlungsvermögen, damit die Würde der Pflegeperson bewahrt bleibt. Hier kann eine Routine entlasten.
Mit ein paar Schritten lässt sich das Leben mit Harninkontinenz in der Pflege erleichtern:
Bei Inkontinenz gibt es viele Hilfsmittel, die die Pflege erleichtern können: Einlagen, Pants oder spezielle Windeln sind praktisch und geben Ihnen beiden Sicherheit.
Probieren Sie gemeinsam aus, was am besten passt. Sitzt alles gut? Testen Sie verschiedene Saugstärken und Formen. Achten Sie auf atmungsaktive Materialien und wechseln Sie rechtzeitig, um Hautreizungen zu vermeiden. Oft übernimmt die Krankenkasse die Kosten, wenn Sie ein Rezept haben.
Tipp: Richten Sie eine Pflegeecke ein. Dort legen Sie alles Nötige bereit, was Sie im täglichen Miteinander brauchen: Feuchttücher und Cremes, Wechselkleidung und Ersatzbettwäsche. Alles zur Hand zu haben, spart Zeit und Nerven. Das kann den Umgang mit Inkontinenz zu Hause erheblich einfacher machen.
Kleine Anpassungen im Wohnraum sind häufig hilfreich: rutschfeste Unterlagen im Bad, Haltegriffe neben der Toilette oder eine ebenerdige Dusche. Solche Maßnahmen können Sicherheit und Selbstständigkeit bei Harninkontinenz in der Pflege fördern.
Bieten Sie Ihrer pflegebedürftigen Person alle ein bis zwei Stunden an, selbst zur Toilette zu gehen. Auch ohne erkennbaren Harndrang. Sagen Sie freundlich: „Gehen wir mal zur Toilette?“ Das kann dazu führen, dass sich die Person häufiger selbst meldet und ungewollter Urinverlust seltener auftritt.
Regelmäßige Toilettenzeiten schützen die Haut zusätzlich. Und gerade feuchte Haut braucht Fürsorge, damit sie gesund bleibt.
Wenn Sie einen Menschen mit Harninkontinenz in der Pflege betreuen, beachten Sie Folgendes:
Meist hilft es, jeden Schritt behutsam zu erklären. So zeigen Sie Respekt und geben Sicherheit.
Hygiene beachten: Saubere Hände und ein regelmäßiger Wechsel von Einlagen oder Windeln helfen, Hautreizungen zu vermeiden. Beim Wechseln schützen Einmalhandschuhe vor Keimen. Danach gründlich die Hände waschen.
Was leider oft auf der Strecke bleibt: sich selbst Zeit zum Verschnaufen gönnen. Holen Sie sich Unterstützung, wenn Sie merken: „Das wird mir alles zu viel!“ Helfen und begleiten können Pflegedienste, Kontinenzberatungen, Selbsthilfegruppen oder andere Angehörige. Bei medizinischen Fragen ist der Hausarzt oder die Hausärztin die erste Ansprechperson.
Bildquellen: Header: Liia Galimzianova
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