Demenz im Alltag verändert vieles: Für die betroffenen Menschen ebenso wie für die Menschen, die sie begleiten. Vielleicht kümmern Sie sich um ein Familienmitglied, das an Demenz leidet? Oder helfen Sie einer betroffenen Person in der Nachbarschaft? Ihre Unterstützung ist wertvoll und zugleich wahrscheinlich nicht immer einfach. Gerade der Umgang mit Demenz in der Familie bringt Herausforderungen mit sich. Doch es gibt Wege, wie der Alltag mit Respekt, Ruhe und Mitgefühl gestaltet werden kann. Für beide Seiten. Ein würdevolles Miteinander entsteht aus vielen kleinen Gesten: einer verständnisvollen Reaktion, einem vertrauten Lied, einem geteilten Lächeln. Diese Momente zählen. Und sie stärken Ihre Verbindung.
Vielleicht fragen Sie sich, was genau mit „Demenz“ gemeint ist. Gerade, wenn Sie einen Menschen mit Demenz zu Hause pflegen oder unterstützen. Demenz ist ein Sammelbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns. Das Denken, Erinnern, die Orientierung und Sprache werden nach und nach beeinträchtigt. Es handelt sich nicht nur um die oft in dem Zusammenhang angeführte „Vergesslichkeit“. Tiefgreifende Veränderungen dringen dabei in mehrere Bereiche des Alltags. Und: Demenz tritt vor allem im hohen Alter auf und ist derzeit nicht heilbar. In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, die Mehrheit davon zu Hause. Jedes Jahr kommen mehr als 300.000 neue Erkrankungen hinzu. Etwa 70 Prozent der Betroffenen werden im vertrauten Umfeld betreut, häufig durch Angehörige, Bezugspersonen oder Nachbarn. Die Betreuung von Menschen mit Demenz zu Hause ist für viele der vertrauteste Weg. Und dazu eine beachtliche Leistung.
Ein besseres Verständnis von der Erkrankung zu haben, ist schon ein erster wichtiger Schritt. Doch was hilft Ihnen wirklich, wenn Sie den Alltag mit einem Menschen mit Demenz gestalten müssen? Wir haben Tipps für Sie, die Ihren Umgang miteinander erleichtern und Ihre Verbindung zueinander festigen.
Auch wenn sich Verhalten oder Erinnerungen verändern, machen Sie sich stets bewusst: Der Mensch bleibt. Mit seiner Geschichte, seinen Bedürfnissen, seinem Wesen. In der Betreuung zu Hause ist es oft das persönliche, vertraute Umfeld, das Halt geben kann. Kommunikation bei Demenz funktioniert meist anders. Verbindung schaffen können sie dennoch:
Auch wenn Worte fehlen: Ihre Nähe, Ihre Stimme und Ihre Aufmerksamkeit machen einen Unterschied. Jeden Tag.
Ein strukturierter Tagesablauf hilft, Ruhe zu vermitteln. In der Betreuung von Menschen mit Demenz zu Hause kann eine feste Routine sehr entlastend wirken. Und zwar sowohl für die betroffene Person als auch für Sie selbst. Hier ein paar Anregungen, die Ihnen bei Demenz im Alltag helfen können:
Verlässliche Strukturen können Ihren Alltag berechenbarer machen und Orientierung schenken. Das kann Ängste nehmen, sowohl Ihnen und dem zu betreuenden Menschen, und gegenseitiges Vertrauen stärken. Auch in herausfordernden Momenten.
Noch eine Idee: Nutzen Sie die Möglichkeiten der Tagesbetreuung für Demenz zu Hause aktiv. Ehrenamtliche Begleitung, ambulante Dienste oder Angebote im Wohnumfeld können eine Entlastung bedeuten. Und Ihre Liebsten gewinnen dadurch möglicherweise neue Anregungen.
Ob Spaziergang, Gartenarbeit oder Singen: Mit den alltäglichsten Dinge können Sie dazu beitragen, Selbstständigkeit zu erhalten und das Wohlbefinden zu fördern. Hier ein paar Beschäftigungsideen für zu Hause in der Demenzbetreuung:
Zeit auf diese Weise gemeinsam zu verbringen, kann nicht nur die Motorik und das Gedächtnis anregen. Auch Ihre Zweisamkeit, Ihr Miteinander kann daran wachsen. Der Alltag mit Menschen mit Demenz muss nicht langweilig oder belastend sein. Er ermöglicht durchaus tiefe Nähe und viel Freude.
Der Alltag mit an Demenz erkrankten Menschen bringt mitunter Momente mit sich, die auf den ersten Blick schwer nachvollziehbar sind: Vielleicht wird Ihre betroffene Pflegeperson plötzlich unruhig. Oder sie zieht sich zurück oder reagiert aggressiv? Solche Veränderungen im Verhalten wirken oft rätselhaft und belasten emotional. Hinter diesen Reaktionen stecken meist starke Gefühle. Menschen mit Demenz können sich überfordert, hilflos oder ängstlich fühlen.
Dazu kommt, dass sie sich mit Worten häufig nicht mehr so ausdrücken können wie früher. Gerade im Umgang mit Demenz in der Familie ist es hilfreich, das Verhalten nicht persönlich zu nehmen. Versuchen Sie stattdessen, die Situation aus Sicht der betroffenen Person zu betrachten. Was könnte sie gerade verunsichern? Ist etwas ungewohnt? Zu schnell oder zu laut?
Demenz im Alter kann zu Phasen von Verwirrung führen, vor allem am Abend. In solchen Momenten helfen oft beruhigende Rituale: sanfte Musik, gedämpftes Licht oder vertraute Düfte. Wird Ihre Pflegeperson misstrauisch oder zieht sich zurück? Dann versuchen Sie, Sicherheit zu vermitteln. Probieren Sie es am besten mit liebevoller Nähe, ruhigen Worten und Geduld. Wenn Sie verstehen, was hinter dem Verhalten steckt, können Sie besser damit umgehen. Das kann dazu beitragen, neue Wege zu finden, um die Situation zu entspannen. Und das wiederum entlastet Sie häufig beide.
Viele pflegende Angehörige versuchen, alles allein zu meistern. Denken Sie daran: Es gibt vielfältige Hilfe für Menschen mit Demenz zu Hause, die Erleichterung bringen und stärken kann:
Wenn Sie sich professionelle Unterstützung holen, ist das kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil: Sie zeigt, dass Sie Verantwortung für sich selbst übernehmen. Demenz-Hilfen im Alltag sind oft besser verfügbar als gedacht. Fragen Sie gezielt nach. Viele Angebote sind kostenfrei oder werden von der Pflegekasse bezuschusst.
Pflege kann erfüllen und gleichzeitig auslaugen. Ihre Kraft ist wichtig. Achten Sie auf sich: Gönnen Sie sich Pausen und holen Sie sich Hilfe. Einen Menschen mit Demenz zu Hause zu pflegen, gelingt langfristig nur, wenn auch Sie gut für sich sorgen. Kleine Erholungsmomente sind da manchmal hilfreich:
Fühlen Sie sich manchmal vielleicht schuldig, weil Sie nicht mehr können? Es ist in Ordnung, sich mal so zu fühlen. Gleichzeitig sollten Sie versuchen, mit einem guten Gewissen auf sich zu achten. Auch das gehört zur Selbstfürsorge. Sie dürfen müde sein. Sie dürfen Hilfe annehmen. Und Sie dürfen auf sich achten.
Demenz im Alltag heißt nicht, dass alles schwer oder traurig sein muss. Es gibt Lichtblicke: Wenn Sie einen vertrauten Blick austauschen. Oder ein Lachen, eine Berührung. Solche Momente sind kostbar. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition: Holen Sie sich Unterstützung, wo es nötig ist. Und denken Sie daran: Sie leisten Großes. Jeden Tag.
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So funktioniert’s