Vielleicht kennen Sie das: Sie möchten, dass Ihre Mutter, Ihr Partner oder ein naher Angehöriger weiterhin sicher und selbstbestimmt zu Hause leben kann. Doch mit der Zeit zeigen sich Hindernisse: Der Einstieg in die Badewanne ist zu hoch, die Treppe zu steil, die Wege zu eng.
Pflegende Angehörige erleben diese Momente als schmerzlich und überfordernd zugleich. Sie sehen, dass der Alltag schwieriger wird. Gleichzeitig möchten sie den Umzug in ein Heim vermeiden. Hier kann eine Wohnumfeldverbesserung in der Pflege helfen: Sie passt das Zuhause an die neuen Bedürfnisse an.
Darunter versteht man bestimmte bauliche oder technische Anpassungen, sogenannte wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. Sie sollen die Pflege zu Hause leichter machen und die Selbstständigkeit der pflegebedürftigen Person fördern. Das kann mit Hilfe einer neuen Dusche, einem Treppenlift oder einer Rampe sein. Auch kleinere Veränderungen wie Haltegriffe, Türverbreiterungen oder ein rutschfester Bodenbelag zählen dazu.
Ziel ist, das Wohnen für Seniorinnen und Senioren und pflegebedürftige Menschen sicherer und barriereärmer zu gestalten. Zum einen, damit sie möglichst lange in ihrem vertrauten Zuhause bleiben können. Zum anderen, um Sie als pflegende Angehörige zu entlasten.
Solche Anpassungen sind keine Luxuslösungen, sondern echte Hilfen. Sie verhindern Stürze, erleichtern das Bewegen im Wohnraum, verringern Belastungen beim Heben und geben dem Menschen in seinem Zuhause ein Stück Selbstbestimmung zurück.
Eine pflegebedürftige Person kann einen Zuschuss auf Wohnraumanpassung beantragen, wenn ein anerkannter Pflegegrad vorliegt. Sie als pflegende Angehörige können bei der Antragstellung unterstützen und den Prozess begleiten.
Mindestens eine der folgenden Bedingungen muss erfüllt sein, damit die Pflegekasse den Zuschuss bewilligt:
Pro Maßnahme und Pflegeperson beträgt der Zuschuss bis zu 4.180 Euro. Leben mehrere pflegebedürftige Personen im selben Haushalt, kann sich die Förderung auf bis zu 16.720 Euro erhöhen.
Der Antrag auf Wohnumfeldverbesserung muss vor Beginn der Arbeiten gestellt werden. Die Pflegekasse prüft, ob die Maßnahme tatsächlich dazu beiträgt, die häusliche Pflege zu ermöglichen oder zu erleichtern.³
So geht es:
1. Bedarf klären: Lassen Sie sich beraten, zum Beispiel von einer Pflegeberatung, einem Pflegestützpunkt oder dem medizinischen Dienst. So können Sie den genauen Bedarf für den Menschen, den Sie pflegen, ermitteln.
2. Kostenvoranschläge einholen: Etwa von Sanitätshäusern oder Handwerksbetrieben, die Erfahrung mit barrierefreiem Umbau haben.
3. Antrag stellen: Reichen Sie die Unterlagen vor Beginn der Maßnahmen bei der Pflegekasse der pflegebedürftigen Person ein.
4. Genehmigung abwarten: Erst nach der Zusage sollten die Arbeiten beginnen.
5. Rechnungen einreichen: Anschließend reichen Sie Rechnungen und Nachweise ein, um den Zuschuss zu erhalten.
Sie können den Zuschuss auch mehrfach nutzen, wenn im Alltag neue Herausforderungen auftauchen und Anpassungen nötig werden. Bereits erhaltene Fördermittel werden dabei nicht von der Höchstsumme von 4.180 Euro abgezogen. Vorausgesetzt, es handelt sich um neue, förderfähige Maßnahmen.
Damit die Beantragung reibungslos läuft, sollten Sie einige Dinge beachten:
Gerade in einer Mietwohnung fragen sich viele: Was dürfen wir eigentlich verändern, wenn wir das Zuhause für die Pflege sicherer machen wollen?
Kleinere Maßnahmen, die nicht in die Bausubstanz eingreifen, können Sie in der Regel direkt umsetzen. Dazu gehören Haltegriffe im Bad oder eine bessere Beleuchtung. Es ist trotzdem sinnvoll, den Vermieter vorab zu informieren. So bleibt alles transparent.
Bei größeren baulichen Veränderungen, wie einer bodengleichen Dusche oder dem Verbreitern von Türen, müssen Sie den Vermieter unbedingt einbeziehen. Die Pflegekasse kann hier unterstützen, zum Beispiel durch einen Brief, der den Sinn dahinter erklärt.
Wenn der Vermieter zustimmt, können Sie weiterhin den Zuschuss der Pflegekasse nutzen. Häufig wird eine Rückbauvereinbarung getroffen. Das bedeutet, dass beim Auszug der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt werden muss.
Eine Beratung, etwa beim Pflegestützpunkt, kann helfen herauszufinden, welche Wohnumfeldverbesserung in der Pflege zu Ihrem Alltag passt und was möglich ist.
Zögern Sie, das Thema Umbau anzugehen? Vielleicht wissen Sie nicht, wo Sie anfangen sollen. Oder Sie befürchten, dass alles zu teuer wird. Dabei kann schon eine kleine Wohnraumanpassung einen großen Unterschied machen. Ein paar Beispiele:
Solche Anpassungen erhöhen die Sicherheit und verringern Ihre eigene körperliche Belastung. Richtig eingesetzt machen sie das Zuhause für alle deutlich angenehmer.
In fast allen Regionen gibt es kostenlose Beratungsangebote, die Sie bei der Planung, Finanzierung und Umsetzung unterstützen. Dazu gehören Pflegestützpunkte, kommunale Wohnberatungsstellen, Wohlfahrtsverbände und Sanitätshäuser.
Es lohnt sich, sich frühzeitig beraten zu lassen. Auch, um Fördermöglichkeiten optimal zu nutzen. Oft lassen sich Zuschüsse kombinieren, zum Beispiel mit Mitteln aus der KfW-Förderung „Altersgerecht Umbauen“.
Eine Wohnumfeldverbesserung in der Pflege ist mehr als ein Umbau. Sie ist Ausdruck von Fürsorge: für die Person, die Sie pflegen, und auch für sich selbst. Denn ein sichereres Zuhause bedeutet weniger Stress, mehr Entlastung und mehr Lebensqualität für alle.
So funktioniert’s
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