Viele pflegende Angehörige geben jeden Tag ihr Bestes. Doch oft gehen sie dabei unbemerkt über ihre eigenen Grenzen hinaus. Genau hier wird Selbstschutz wichtig.
Grenzen zu setzen in der Pflege ist nicht selbstbezogen. Es ist eine Entscheidung, die auch der Person zugutekommt, die Sie pflegen. Denken Sie immer daran: Nur wenn Sie auf sich achten, können Sie langfristig für andere da sein, ohne sich selbst zu verlieren.
Für viele Angehörige ist Helfen selbstverständlich. Vielleicht kennen Sie Gedanken wie: „Ich darf mich nicht beschweren“ oder „Ich muss stark sein“.
Die Angst, selbstsüchtig zu wirken, hindert häufig daran, Hilfe anzunehmen oder Nein zu sagen. Wer sich selbst immer zurückstellt, läuft Gefahr, innerlich leer zu werden.
Selbstschutz als pflegender Angehöriger oder pflegende Angehörige bedeutet nicht, sich zurückzuziehen. Es heißt, die eigenen Grenzen zu erkennen und ernst zu nehmen.
Pflege ist häufig mit vielen unterschiedlichen Gefühlen verbunden: Nähe und Sorge, aber auch Unsicherheit oder Hilflosigkeit. Viele pflegende Angehörige erleben oft Zeiträume, in denen sie sich überfordert fühlen.
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich. Schlafen Sie schlecht? Fühlen Sie sich müde? Oder merken Sie, dass Sie schneller die Geduld verlieren?
All das ist kein Zeichen von Schwäche. Es macht deutlich, dass die Situation offenbar zu viel geworden ist. Vor allem, wenn Sie berufstätig sind, kann der Druck besonders groß werden.
Überlastung von pflegenden Angehörigen entwickelt sich meist langsam. Achten Sie auf Warnsignale: Fühlen Sie sich öfter gereizt? Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen alles über den Kopf wächst?
Nehmen Sie diese Anzeichen ernst. Sie sind ein Hinweis, dass es Zeit ist, innezuhalten. Was helfen kann: regelmäßige Pausen, Gespräche mit vertrauten Menschen oder professionelle Hilfe.
Tipp: Ein Pflegetagebuch kann nützlich sein, um Ihre Belastung einzuschätzen. Es zeigt auf, wie viel Sie leisten und wo Ihre Grenzen liegen. Auch für den Antrag auf einen Pflegegrad ist es nützlich.
Gerade, wenn Sie berufstätig sind oder sich fragen: „Wie gehe ich mit Überforderung in der häuslichen Pflege um?“, stehen Ihnen mit einem anerkannten Pflegegrad viele Wege zur Entlastung für pflegende Angehörige offen.
Manchmal reagieren pflegende Angehörige über. Vielleicht kennen Sie das. Ein scharfes Wort, vielleicht sogar ein zu fester Griff? Oft ist das ein deutliches Signal, dass alles zu viel geworden ist.
Wenn Überforderung zu lange anhält, kann sich das darauf auswirken, wie wir uns verhalten. In seltenen Fällen kann es sein, dass wir verletzend werden. Meist steckt dahinter keine Absicht, sondern Hilflosigkeit und Erschöpfung.
Wenn Sie merken, dass Sie an Ihre Grenze kommen, halten Sie kurz inne. Atmen Sie tief ein und ziehen Sie sich für einen Moment zurück. Schon wenige Minuten Ruhe können helfen, wieder klarer zu denken.
Ein liebevoller Umgang mit sich selbst ist genauso wichtig wie die Pflege des Menschen, den Sie betreuen. Das können Sie im Alltag konkret tun:
Viele pflegende Angehörige wollen „alles selbst schaffen“. Dabei übersehen sie oft dass die eigene Kraft nicht unendlich ist. Sprechen Sie mit Vertrauenspersonen offen über Belastungen. Wenn Sie das möchten, können Sie sich auch nach einer Selbsthilfegruppe umsehen.
Wenn Ihre angehörige Person einen Pflegegrad hat, können Sie Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, zum Beispiel durch ambulante Dienste oder Tagespflege.
Tipp: Eine Beratung bei der Pflegekasse oder im Pflegestützpunkt ist nützlich, um passende Angebote zu finden.
Gut für andere zu sorgen heißt auch, gut für sich selbst zu sorgen. Holen Sie sich rechtzeitig die Unterstützung, die Sie brauchen, und achten Sie auf Ihr eigenes Wohlbefinden.
Pflege, ohne sich selbst zu verlieren, ist möglich. Sie dürfen Hilfe zulassen. Schon kleine Entlastungen können einen Unterschied machen: Während jemand den Einkauf übernimmt, haben Sie Gelegenheit, kurz durchzuatmen. Oder wenn morgens ein ambulanter Pflegedienst Ihre angehörige Person beim Waschen unterstützt, können Sie eine Weile Ihren Rücken ausruhen.
Zur Entlastung für pflegende Angehörige gibt es viele Angebote. Hier ein paar Beispiele:
Ein Gespräch in einer Beratungsstelle kann Ihnen helfen, das passende Angebot für Ihre Situation zu finden.
So funktioniert’s